Nachhaltigkeit als Inflationstreiber

Die Inflation ist wieder da. Die preistreibenden Effekte durch die Covid-Pandemie dürften sich bald wieder abschwächen. Aber es gibt einen weiteren Faktor, der die Preise in die Höhe treibt: die grüne Transformation der Wirtschaft kann die Inflation dauerhaft erhöhen. Dieser Effekt wird von den meisten Anlegern und von den Notenbanken noch völlig unterschätzt.

Wir haben bereits die Hintergründe zum Comeback der Inflation beschrieben. Heute können wir mit Gewissheit sagen: Sie ist wieder da. Die wichtigste Frage ist nun, wie lange und wie weit die Preise noch weiter steigen werden.

Rohstoffknappheit, steigende Energiepreise, weiterhin angeschlagene Lieferketten sowie knappe Transportkapazitäten sind auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Diese Effekte dürften die Preise nicht dauerhaft weiter nach oben treiben. Daher ist der überwiegende Teil der Experten der Überzeugung, dass sich das Tempo des Inflationsanstiegs schon bald wieder verlangsamen dürfte.

Doch ein Aspekt findet bei der momentanen Diskussion noch sehr wenig Beachtung: die globalen Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit, insbesondere bei der Energiewende. Dieser Faktor könnte die Inflation noch deutlich länger am Leben erhalten als aktuell zu erkennen ist.

Die Grüne Transformation fördert Materialmangel

Die Energiepreise steigen seit Jahren. In Deutschland finanzieren die Verbraucher bereits seit Jahren über die EEG-Umlage einen Teil der grünen Energiewende mit.

Neben vielen anderen Ländern und nun insbesondere China, die Werkbank der Welt, auch auf diesen Zug aufgesprungen und möchte die Wirtschaft nachhaltiger und ökologischer aufstellen. Dies ist grundsätzlich auch sehr positiv zu werten, da sich das Land jahrelang geweigert hat, Standards zum Umweltschutz zu akzeptieren, da es der heimischen Wirtschaft schaden könnte.

In den letzten Wochen hat das Reich der Mitte nun aber ganz konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz ergriffen: die chinesische Regierung hat angeordnet, viele Kohlekraftwerke im ganzen Land herunterzufahren. Da aber die fehlende Energieproduktion nicht einfach durch alternative Quellen ausgeglichen werden konnte, fehlte im ganzen Land überall Strom zum Betrieb der Industrieanlagen – und das hatte Folgen.

Insbesondere die Metallindustrie litt unter der Energieknappheit, da diese ein großer Strom-Abnehmer ist. In der Folge standen insbesondere die Anlagen vieler Aluminium-Produzenten still. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass China 90 Prozent des weltweiten Aluminiums liefert, und es ist jetzt schon absehbar, dass es bald an allen Ecken und Enden an diesem wichtigen Industriemetall fehlen wird.

Das Leichtmetall ist ein wichtiger Rohstoff für die Produktion von Autos. In einem normalen PKW stecken 150 Kilogramm Aluminium, in einem Elektroauto sogar bis zu 600 Kilogramm. Aber auch die Lebensmittelindustrie verwendet das Metall für Verpackungen, Fenster und Wintergärten werden aus dem Material gefertigt.

So dürften schon bald Schlagzeilen drohen, dass der Aluminiummangel die Preise für die Industrie weiter treibt. Und dieser Anstieg hat nichts mehr mit Corona zu tun, sondern mit den Nachhaltigkeitsbemühungen der Regierungen.

Nachhaltiges Bauen = Teures Bauen

Die Zuwanderung in Städten und günstige Finanzierungsbedingungen haben die Immobilienpreise in vielen Regionen stark in die Höhe getrieben. Wohneigentum ist so begehrt wie noch nie – ein Eigenheim zu bauen war aber auch noch nie so teuer wie jetzt, und das hat nur teilweise mit den steigenden Preisen für Grundstücke zu tun.

Auch wenn die Politik immer wieder beteuert, den Wust an Gesetzen und Vorschriften reduzieren zu wollen, kommen unter dem Strich immer mehr Verordnungen aus dem Gebiet der Nachhaltigkeit hinzu. Dies gilt auch für den Bau.

In den letzten Jahren kamen insbesondere immer striktere Vorgaben bei Dämmmaterialien und Energieverbrauch hinzu. Des Weiteren gibt es mitunter regionale Vorgaben wie beispielsweise in Hamburg, wo ab einer bestimmten Projektgröße immer Fahrradparkplätze auf dem Gelände der Immobilie erreichtet werden müssen. Das treibt die Preise fürs Bauen immer weiter nach oben.

So gibt das statistische Bundesamt für den Zeitraum 2010 bis 2020 um 29% höhere Baukosten an. Die Inflationsrate stieg im gleichen Zeitraum nur um 14%.

Nachhaltigkeit ist teuer

Erweist sich der aktuelle Trend zu immer mehr Nachhaltigkeit wirklich als dauerhafter Preistreiber, könnte dies viel mehr Auswirkungen haben, als die Leute annehmen. Und die Effekte gehen weit über CO2-Ausstoß und Stromkosten hinaus.

Bleiben die Inflationsraten nämlich dauerhaft höher, dürfte es früher oder später zu den sogenannten „Zweitrundeneffekten“ führen. Da die Lebenshaltungskosten dauerhaft steigen, dürften rasch Forderungen nach deutlichen Lohn- und Gehaltssteigerungen aufkommen. Werden diese erfüllt, wirken diese wiederum ebenfalls preissteigernd, da die Unternehmen höhere Kosten schultern müssen. Dies kann der Beginn einer Spirale mit immer weiter steigenden Preisen werden. Und irgendwann müssen dann auch die Notenbanken reagieren und die Zinsen anheben. Dies führt dann in letzter Konsequenz oft zu einer Rezession.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies keineswegs ein unrealistisches Szenario darstellt. Genau so ist es bereits mehrfach passiert, und jedes Mal haben alle anfangs die Wucht und die Dauer der Preissteigerungen unterschätzt.

Allerdings ist natürlich noch nicht aller Tage Abend. Das Szenario einer Lohn-Preis-Spirale ist momentan nur ein theoretisches Risiko – allerdings eines, das man als Anleger im Auge behalten sollte.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

Risikohinweis

Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.