Die Inflation ist zurück – ist das das Ende des Aufschwungs?

Wir berichteten bereits über die Rückkehr der Inflation und die Folgen hiervon. Damals stiegen die Preise für Güter und Dienstleistungen erstmals seit Jahren wieder. Zunächst nahm man an, dass es sich um ein temporäres Phänomen handelt. Doch die Preissteigerungen nehmen weiter zu. Ist die Inflation dauerhaft zurückgekehrt?

Anfang des Jahres diskutierten Ökonomen und Investoren erstmals die Möglichkeit, dass die Inflation wieder zurückkehren könnte. Nach dem Ende des Lockdowns trafen Produktionskürzungen und leere Lager auf den Konsumhunger der Leute.

Damals war man sich einig, dass die Preissteigerungen nur von vorübergehender Natur sein dürften. Der Boom der Konsumnachfrage ebbt wieder auf ein Normalniveau ab, die Produktionskapazitäten würden rasch an die neue Nachfrage angepasst werden. Unter dem Strich versprach man sich eine Rückkehr zur Normalität – nicht nur im Umgang mit Corona, sondern auch bei den Zinsen und der Inflation. Die Entwicklung wurde damit mehrheitlich als positiv wahrgenommen.

Mittlerweile stellt sich die Situation anders dar. Die Inflationsraten sind in Europa auf über vier Prozent geklettert, die Preise steigen so schnell wie zuletzt in den Siebzigern. Bei manchen Gütern herrscht regelrecht Mangelwirtschaft und Knappheit. Gefühlt gibt es jede Woche neue Nachrichten, was gerade nicht (oder nur zu horrenden Preisen) verfügbar ist: Bauholz, Computerchips, Schrauben, Papier.

Die globalen Lieferketten sind durch Corona so stark aus dem Gleichgewicht geraten, dass es an allen Stellen hakt. Einen Container für den Transport zu bekommen, gleicht aktuell einem Glücksspiel. Gleichzeitig stauen sich vor den Häfen massenhaft Schiffe, die nicht be- und entladen werden können, weil die Betreiber bereits an der Kapazitätsgrenze arbeiten. In China ist der Zweitgrößte Containerhafen der Welt wegen eines Corona-Falls gesperrt? Anschließend fehlen dann die LKW, um die Waren weiter zu transportieren.

Bis sich die Situation wieder normalisiert, dürften noch Monate vergehen. Dementsprechend dürfte uns auch das Thema Inflation noch weiter beschäftigen.

Da dieses Thema auch für die Kapitalmärkte sehr wichtig ist, sollten sich Anleger ebenfalls die Frage stellen, welche Auswirkungen die Rückkehr der Inflation für ihr Depot hat. Denn die Preissteigerungen könnten möglicherweise das Wirtschaftswachstum bedrohen. Bleibt die Inflation länger auf dem aktuellen Niveau, dürften die Notenbanken nicht umhinkommen, die Zügel zu straffen und die Zinsen zu erhöhen.

Welche Werte profitieren von einer höheren Inflation?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es in Phasen hoher Inflation einen Verlierer gibt. Festverzinsliche Wertpapiere sind sogenannte nominale Vermögenswerte, die während ihrer gesamten Laufzeit zu einem festen Satz verzinst und an einem festgelegten Termin zurückgezahlt werden. Je höher die Inflation während der Laufzeit, desto niedriger ist der zukünftige nominale Wert.

Es gibt aber auch Gewinner: die sogenannten Realwerte profitieren in der Regel von Phasen mit Inflation. Reale Vermögenswerte stellen einen Anteil an einem real verfügbaren Vermögenswert dar, beispielsweise an einer Immobilie oder in Form von Aktien an einem Unternehmen.

Diese Realwerte sind Nutznießer von einem steigenden Preisniveau. Die Höhe der Miete ist oft an die Entwicklung der Inflation gekoppelt, Unternehmen können ebenfalls die Preise für ihre Waren und Dienstleistungen erhöhen; die Gewinne steigen also in Phasen steigender Inflation.

Allerdings sollte man zwei Punkte beachten: die Immobilienpreise sind bereits in den letzten zehn Jahren sehr stark gestiegen. So bleibt das generelle Umfeld hierfür zwar weiter positiv, die Preissteigerungen dürften aber nicht mehr so hoch ausfallen wie in den Jahren zuvor.

Bei den Aktien gibt es Segmente, die stärker von einem steigenden Preisniveau profitieren als andere. In der Vergangenheit waren in einem inflationären Umfeld oft die Unternehmen die größten Profiteure, die eine große Preissetzungsmacht haben.

Dazu gehören Großkonzerne mit starken Marken wie Nestlé, Coca-Cola sowie Visa- und Mastercard, aber auch Unternehmen, die in einem Markt mit hohen Eintrittsbarrieren agieren. Oft konnten auch Firmen aus dem Rohstoff-Sektor, Nahrungsmittelhersteller, Automobiltitel, Medien- und Halbleiter-Konzerne überzeugen.

Schwieriger war es in diesen Phasen oft für Firmen aus den Bereichen Gastronomie, Fluggesellschaften, Hausbauern sowie Energieversorger.

Gold gilt als der klassische Schutz vor Inflation. Über sehr lange Zeiträume betrachtet konnte das Edelmetall immer seine Kaufkraft erhalten. Allerdings enttäuschte Gold gerade in Phasen hoher und sehr hoher Inflation bei der Wertentwicklung – genau in der Phase, für die das Edelmetall eigentlich am besten geeignet sein sollte.

Es gibt also einige Stellschrauben für Anleger, mit denen man sein Depot für die kommenden Monate neu ausrichten kann. Dann kann man auch als Anleger vergleichsweise gelassen mit dem Thema Inflation umgehen.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

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