DWS – ESG-Skandalnudel oder dankbares Opfer?
Die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank, steht als ESG-Sündenbock am Pranger. Politik, Finanzaufsicht und Umweltorganisationen wie Greenpeace – alle schlagen auf die DWS ein, die sich nachhaltiger machen wollte, als sie eigentlich ist. Aber ist das auch berechtigt?
Die DWS ist wie alle Anbieter von Finanzprodukten begeistert auf den ESG-Zug aufgesprungen. Mit seiner Geldanlage die Welt verbessern und dabei noch höhere Renditen herausholen – wer soll das nicht gut finden? Wie sich herausgestellt hat, ist die Deutsche Bank-Fondstochter dabei zu aggressiv an das Thema herangegangen. Das Unternehmen hatte ihren Fondsmanagern den Zugang zu ESG-Datenbanken und Filtern ermöglicht. Alleine die Möglichkeit, diese Tools zu nutzen, sollten die Produkte nachhaltiger machen. Zugegebenermaßen eine recht eigenwillige Sicht der Dinge…
Die Kritik ist daher durchaus berechtigt. Aber eigentlich ist die DWS nur der offensichtlichste Kandidat für Kritik – letztendlich hat das gesamte Nachhaltigkeits-Thema bei der Geldanlage einen riesigen Konstruktions-Fehler, der dazu führen wird, dass ein wichtiges Thema am Ende des Tages keine große Rolle mehr spielen wird.
Der eigentliche Konflikt liegt darin, dass die EU detaillierte Standards vorgibt, was nachhaltig ist. Und nur das, was diesen Vorgaben entspricht, darf sich nachhaltig nennen. Dieses standardisierte Modell trifft aber auf individuelle Vorstellungen von Nachhaltigkeit beim Käufer diese Anlageprodukte.
Durch diesen Zwang, sich an den Vorgaben zu orientieren, verlassen sich Fondsmanager daher auf die Angaben von spezialisierten Datenlieferanten. Diese bilden eine Art „ESG-Monopol“ – wer aus der Liste dieser Anbieter rausfliegt, ist nicht mehr investierbar. Ob die Begründungen hierfür tatsächlich berechtigt sind oder ob das betroffene Unternehmen vielleicht gerade große Anstrengungen unternimmt, sich zu verbessern, spielt keine Rolle. Und die Modelle arbeiten immer mit dem Ansatz, die Unternehmen in einer Reihenfolge zu sortieren, in der dann nur die jeweils schlechtesten aussortiert werden. Wenn man nur „weniger schlimm“ ist als die anderen, bleiben die Unternehmen auf dem Papier nachhaltig.
Das führt oft dazu, dass ESG-Produkte zu mehr als 90% identisch sind mit konventionellen Fonds – Innovation sieht anders aus. Mit diesem Wissen ist es dann auch nicht mehr relevant, ob der nachhaltige Fonds von dem vermeintlichen Skandal-Haus DWS oder von einem anderen Anbieter kommt.
Wenn man wirklich etwas für seine Vorstellungen von Nachhaltigkeit bei der Geldanlage tun möchte, ist es nicht mit dem Kauf eines ESG-Produktes getan. Man muss sich dann schon selbst ein paar Gedanken machen. Bei Nachhaltigkeit ein Kreuzchen setzen und weiterhin SUV fahren ist dann doch nur ein moderner Ablass-Handel.
Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam
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