Was bringt uns 2023?

Das Börsenjahr 2022 wird in die Geschichte eingehen. In Europa brach wieder ein Krieg aus. Die Inflation stieg so stark wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr, und auch die Notenbanken reagierten mit Zinserhöhungen, die mindestens zwei Generationen von Anlegern nicht mehr kennen. Im letzten Jahr wurde der vierzig Jahre dauernde Trend von sinkenden Zinsen beendet:

Die Börsen standen im Bann von gleich mehreren Herausforderungen: dem Krieg in der Ukraine, der daraus resultierenden Energiekrise, den Lieferkettenproblemen aufgrund von Corona sowie der aus diesen Punkten resultierenden Inflation mit steigenden Zinsen. Das war zu viel für die Märkte; Aktien und Anleihen fielen gleichzeitig so stark wie seit 150 Jahren nicht mehr – das ist leider wahrhaft historisch zu bezeichnen.

Anleihen bieten normalerweise Schutz bei fallenden Aktienkursen, aber nicht im vergangenen Jahr. Nicht einmal deutsche Staatsanleihen boten einen sicheren Hafen für Anleger, sondern fielen genau so stark wie die Aktienmärkte.

Die Situation verbesserte sich im Jahresverlauf nicht. Der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen werden uns noch länger beschäftigen. Die Inflation ist hartnäckiger als zunächst angenommen – der Preisanstieg stellte sich im Jahresverlauf als der belastendste Faktor für die Börsen heraus. Europa ist durch die explodierenden Energie-Kosten besonders betroffen. An den Börsen erlebten wir dadurch das schlimmste Jahr seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008.

Sogar der MSCI World, der den globalen Aktienmarkt abbildet, hat deutliche Verluste erlitten. Insbesondere die Indexschwergewichte wie Amazon, Facebook oder Alphabet, die die Performance des Index in den vergangenen Jahren getragen hatten, haben im vergangenen Jahr bis zu siebzig Prozent verloren.

Warum belastet die Inflation die Börsen so?

Das Ende der Nullzinspolitik als Folge der Inflation sorgt dafür, dass sämtliche Märkte – unabhängig von der Qualität einzelner Titel – im vergangenen Jahr gefallen sind.

Es half auch nicht, das Geld einfach unverzinst auf dem Konto oder Sparbuch liegen zu lassen. Durch die Inflation hat man auch damit einen deutlichen Kaufkraft-Verlust erlitten, wie diese Grafik zeigt:

Was erwartet uns im neuen Jahr?

Die Belastungsfaktoren sind durch den Neujahrstag natürlich nicht einfach verschwunden. Dennoch werden sich in diesem Jahr die Dinge verändern – zum Besseren.

Der Ausgang des Ukraine-Kriegs kann nicht realistisch prognostiziert werden. Jedoch scheint es zumindest so zu sein, dass der Krieg die Märkte nicht noch stärker belastet.

Die Inflation hat ihren Höhepunkt erreicht und wird allmählich sinken. Der Tagespreis für Gas liegt bereits wieder unter dem Preisniveau zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs. Die Lieferketten-Probleme sind weitestgehend behoben. Die Mangelwirtschaft im Wirtschaftsleben der letzten zwei Jahre gibt es nicht mehr, das Preisgefüge wird sich normalisieren.

Mittlerweile findet eine Ausweich-Bewegung statt, um die Auswirkungen der Inflation abzumildern. Die Leute kaufen Discount- statt Markenartikel, statt Bio wird wieder Standard gekauft. Dadurch bleibt die gesamte Nachfrage entgegen der Befürchtungen vieler Experten so hoch, dass es zu keinem Einbruch der Wirtschaftsleistung kommt.

Wie entwickelt sich die Börse?

Aktuell ordnen die Investoren die Informationen zu den Inflationszahlen und der Entwicklung der Unternehmen neu ein. Noch ist unklar, wie stark die Auswirkungen der höheren Zinsen und Preise die einzelnen Konzerne beeinflussen. Die kommenden Monate dürften in diesen Punkten mehr Klarheit bringen.

Im Jahr 2022 sind mehr oder weniger sämtliche Unternehmen unabhängig von der Qualität des Geschäftsmodells gefallen; dies bietet immer auch Chancen. Unternehmen mit soliden Bilanzen, einem starken Geschäftsmodell und der Fähigkeit, die Preise erhöhen zu können, dürften als Gewinner hervorgehen. Die Anleger werden erkennen, dass die Kurse dieser Unternehmen zu stark abgestraft wurden, die Kurse werden wieder steigen. Es gibt eine interessante Entwicklung an den Börsen:

Es gibt nur sehr selten mehr als ein Jahr in Folge mit Kursverlusten –
in den letzten 100 Jahren insgesamt nur vier Mal.

Ansonsten stiegen die Kurse in jedem Jahr nach Verlustjahren wieder. Interessanterweise völlig unabhängig davon, was die Kursverluste vorher verursacht hatte.

Dies gilt nicht nur für die USA, sondern ist weltweit zu beobachten – so auch im DAX:

Die Jahre, die nach einem Krisen-Jahr folgen, sind in der Regel positive Jahre – und dann sogar mehrere Jahre in Folge. Ob dies in diesem Jahr auch der Fall sein wird, hängt von der Entwicklung der oben beschriebenen Einflüsse ab.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

Risikohinweis

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