Krieg, Gas & Inflation – Krise ohne Ende?

Nachdem bereits im ersten Halbjahr historische Vergleiche bemüht werden mussten, um die Entwicklungen an den Märkten zu beschreiben, wurde es auch bis Ende September nicht besser. Der Ukraine-Krieg ist nach wie vor weit von einem Ende entfernt, die russischen Gaslieferungen sind mittlerweile beendet –  die hierfür vorgesehenen Pipelines sind sogar in einem Sabotage-Akt zerstört worden. Die Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung müssen ihre Wirkung noch entfalten.

Durch diese Entwicklungen erleben wir an der Börse das schlechteste Jahr seit 2008 – dem Jahr der globalen Finanzkrise. Absolute Qualitätstitel haben in den letzten neun Monaten zwischen 30 und 70 Prozent an Wert verloren, keine Branche konnte sich dieser Entwicklung widersetzen. Neu ist aber in diesem Jahr, dass nicht nur Aktien, sondern alle Anlageklassen verloren haben. Der Anleihenmarkt ist in diesem Jahr in den ersten Bärenmarkt seit 1990 gefallen – das bedeutet, dass in dem sichersten aller Anlagebereiche erstmals Verluste von mehr als 20 Prozent angefallen sind.

Krise ohne Ende?

Wenn man in die Nachrichten schaut, gibt es scheinbar wenig Grund für Optimismus. Die zukünftige Energieversorgung in Deutschland in Europa ist noch nicht geklärt, die geopolitischen Spannungen scheinen ständig zuzunehmen. Und dann ist da ja noch die Inflation, gegen die es in den letzten Monaten kein Mittel zu geben schien.

Investoren sollten aber ein paar wesentliche Dinge nicht aus den Augen verlieren, die Grund für – zumindest zaghaften – Optimismus bieten.

Deutschland ist in der jetzigen Lage sehr stark betroffen. Die Kosten der Energiekrise dürften bei uns alleine in diesem Jahr bei 120 Milliarden Euro betragen. Als Exportnation stellen uns die geopolitischen Entwicklungen beim Verkauf der Produkte vor enorme Herausforderungen. Die anhaltenden Lieferkettenprobleme tun ihr übriges.

Aber es gibt auch Länder, die weniger stark von den Auswirkungen betroffen sind – allen voran die USA. Als Anleger kann man somit Entscheidungen treffen, die die Auswirkungen der Krise auf das eigene Depot reduzieren. Wir haben beispielsweise den Anteil Deutschlands und auch ganz Europas in den vergangenen Monaten deutlich gesenkt.

Die hohe Inflation und die drohende Rezession sind schon in den aktuellen Kursen berücksichtigt, ebenso wie die kommenden Zinserhöhungen der US-Notenbank und der EZB. Denn die Börse nimmt Entwicklungen immer vorweg.

Momentan ist es so, dass die Investoren die jüngsten Entwicklungen immer weiter in die Zukunft fortschreiben – es wird so getan, als ob wir in einer „Dauerkrise“ sind. Deswegen sind die Kurse so deutlich gefallen.

Wir befinden uns gerade in einer Kapitulationsphase, in der viele kurzfristig agierende Anleger die Nerven verlieren und die Reißleine ziehen. In einer Börsenweisheit nennt man die aktuelle Entwicklung die

„Kapitulation der nervösen Hände“.

In einer solchen Phase verkaufen manche Investoren alles, was sie haben, unabhängig von der Qualität des Unternehmens. Wenn man diese Phase durchsteht, kann man am Ende Aktien von Unternehmen mit einer sehr guten Qualität und Substanz quasi zum Schnäppchenpreis kaufen.

Dazu kommt, dass die Kapitalmärkte widerstandsfähiger sind, als man kurzfristig denkt. In den letzten 30 Jahren gab es einige größere Rückschläge an der Börse, und jedes Mal haben sich die Kurse nach einer Krise nicht nur erholt, sondern sind höher als vorher geklettert.

Was macht die Inflation?

Neben dem Ukraine-Krieg ist der größte Unsicherheitsfaktor an den Märkten die Entwicklung der Inflation. Insbesondere in Europa wird der Preisanstieg durch die hohen Energiekosten verursacht, so dass die Inflationsraten jüngst auf zweistellige Prozentwerte geklettert sind.

Daher zeigen sich die Notenbanken sehr entschlossen, die Zinsen weiterhin stark zu erhöhen, um die Inflation im Zaum zu halten – ausdrücklich auch dann, wenn durch die Erhöhungen eine Rezession ausgelöst wird. Denn die Vergangenheit hat sehr deutlich gezeigt, dass die Auswirkungen eines kurzfristigen Rückgangs der Wirtschaftsaktivitäten deutlich milder sind als die Auswirkungen einer außer Kontrolle geratenen Inflation.

Die USA sind der globale Vorreiter bei den Zinserhöhungen, mittlerweile hat aber auch die EZB reagiert. Und die Entschlossenheit, die die Notenbanken dabei an den Tag legen, zeigen bislang Wirkung: die Marktteilnehmer erwarten, dass die Inflationsraten bereits gegen Ende des kommenden Jahres wieder in den Zielbereich von zwei bis vier Prozent zurückkehren.

Sobald es Anzeichen für einen Rückgang der Inflation gibt, dürfte dies ein wichtiger Impuls für die Märkte werden. Denn der Höhepunkt der Inflationsrate war in der Vergangenheit oft auch der Tiefpunkt an den Märkten.

Was erwartet uns in den nächsten Monaten?

Wenn sich der Rauch an den Märkten durch die aktuelle Kapitulationsphase gelegt hat und die Arbeit der Notenbanken im Kampf gegen die Inflation erste Früchte trägt, wird sich zeigen, dass die Kursentwicklung in diesem Jahr bei vielen Qualitätstitel übertrieben war.

Dann können die Märkte zu einer Erholung ansetzen – denn die Börse nimmt immer alle Erholungsbewegungen vorweg. Wir haben aktuell die höchsten Liquiditätsreserven seit der Lehman-Krise in Ihrem Depot aufgebaut. Wenn sich die Situation an den Märkten wieder beruhigt, können wir die Qualitätstitel dann wieder zu attraktiven Preisen einkaufen.

Es ist also – zumindest an der Börse – nicht alles so schlimm, wie es manchmal scheint. Wie schon Börsenlegende Warren Buffet sagt: Am Ende sind die Anleger am erfolgreichsten, die nervenstark sind und zugreifen, wenn andere verkaufen.

Die Bewertungen der Märkte sind schon wieder auf ein niedriges Niveau gesunken – viele schlechte Nachrichten sind also schon in den Kursen berücksichtigt. Viele Qualitäts-Titel kaufen wir dann günstig, wenn sich das Bild an den Märkten wieder aufhellt.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

Risikohinweis

Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.