Die Lieblingsaktien der Deutschen – Gamestop oder Game Over?

In der Pandemie haben Privatanleger die Börse für sich entdeckt. Die Zahl der Aktionäre ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland um 25 Prozent gestiegen. Gerade im ersten Lockdown entdeckten die Leute den Börsenhandel auf dem Smartphone von der Couch aus. Die steigenden Kurse taten dann ihr Übriges, um immer mehr Leute zu Investoren zu machen.

Dabei fiel eines auf: die neuen Aktionäre kauften ganz andere Unternehmen als die etablierten Akteure. Die jüngsten Zahlen zeigen jedoch, dass zahlreiche Anleger den Märkten wieder den Rücken gekehrt haben. Was heißt das für die neuen Börsenlieblinge?

Privatanleger sind viel wichtiger geworden

Der deutsche Aktienmarkt wurde viele Jahre von professionellem Anlagern dominiert, die den Löwenanteil des Aktienhandels ausmachten. Privatanleger spielten nur eine untergeordnete Rolle. Das hat sich mit der Corona-Pandemie geändert. Die Zahl der Aktionäre stieg innerhalb eines Jahres um fast 3 Millionen neue Anleger auf 12,4 Millionen.

Und diese neuen Anleger handelten fleißig, so dass der Anteil des Umsatzes an der Börse, den Privatanleger machen, in den letzten zwei Jahren deutlich anstieg. Mittlerweile ist die Gruppe der Privatanleger so groß geworden, dass sie einen signifikanten Anteil am gesamten Markt ausmacht – die Privatanleger haben somit deutlich an Einfluss auf die Kursentwicklung genommen.

Warum ist das wichtig?

Diese Entwicklung ist insofern relevant, da die neuen Anleger ganz andere Lieblinge bei der Titelauswahl haben als die etablierten Anleger. Die genaue Analyse des Geschäftsmodells und der Bilanz, die Entwicklung des Cash Flows und die Qualität des Managements stehen bei den Neu-Investoren nicht so stark im Fokus.

Viel wichtiger war es mitunter, dass das Unternehmen in Börsenforen empfohlen wurde. So stieg beispielsweise die Aktie von Gamestop, einer Ladenkette für Videospiele, durch Posts in einem Forum innerhalb weniger Wochen um das 25-fache!

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Titelauswahl war der „Coolness-Faktor“. Aktien, die eine bessere oder digitalere Zukunft versprachen. So gehörte beispielsweise der US-Wasserstoffproduzent Plug Power zu den meistgehandelten Titeln in Deutschland – ein Unternehmen mit gerade einmal 300 Millionen Dollar Umsatz, das aber in der Spitze fast 70 Milliarden Dollar an der Börse wert war.

Die neuesten Zahlen zeigen, dass sich in den letzten Monaten bereits 300.000 Anleger wieder von der Börse verabschiedet haben. Was bedeutet das für die besonders beliebten Titel?

Warum haben sie die Anleger wieder von der Börse verabschiedet?

Natürlich kann man über die individuellen Gründe nur spekulieren, aber es dürfte vor allem zwei Ursachen hierfür geben. Der erste Grund könnte die Normalisierung des Arbeitslebens sein. Durch die Rückkehr an den Arbeitsplatz fehlt schlicht und einfach die Zeit, tagsüber die Kurse zu checken und Aktien zu handeln. Und so ganz von alleine laufen die Depots dann eben doch nicht weiter, so dass sich einige Neu-Investoren dazu entschieden haben dürften, mit dem Aktienhandel wieder aufzuhören.

Die zweite Ursache könnte sein, dass die neuen Investoren schlicht nicht erfolgreich genug waren. Die US-Bank JP Morgan hat gerade eine Studie veröffentlicht. Diese zeigt, dass die privaten Anleger im Jahr 2020 viel erfolgreicher als die professionellen Anleger waren. Dies lag aber im Wesentlichen daran, dass sie ein wesentlich höheres Risiko eingingen – der Internetforen-Hype lässt grüßen.

Im vergangenen Jahr zeigte sich jedoch ein völlig anderes Bild. Hier schnitten die Privatanleger deutlich schlechter ab als die Profis. Deswegen dürften auch einige Anleger wieder den Rückzug vom Kapitalmarkt angetreten haben.

Was bedeutet das für die neuen Lieblingsaktien?

Den neuen Anleger-Lieblingen könnten schwierige Zeiten drohen. Der stetige Strom neuer Anleger, die auch auf den fahrenden Zug aufspringen, könnte versiegen. Der Einfluss der Privatanleger auf die Kursentwicklung dürfte dann wieder zurückgehen. Und letztendlich werden dann auch wieder die klassischen Entscheidungsgründe für den Kauf einer Aktie in den Vordergrund treten.

Spätestens dann dürfte es schwer werden, einen Börsenwert von 70 Milliarden für 300 Millionen Umsatz und Verlusten zu rechtfertigen. Diesen Unternehmen dürften raue Zeiten bevorstehen, wohingegen die „klassischen“ Aktientitel eine Renaissance erleben könnten.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

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