Die goldenen Regeln der Geldanlage

1. Timing klappt nie: Keiner weiß, wann die Kurse steigen oder fallen

Jetzt noch Aktien kaufen? Oder verkaufen? Anleger quälen sich immer wieder mit der Frage, ob es an den Aktienmärkten weiter aufwärtsgeht oder ob die Kur­ se nun abstürzen. Eine unnötige Tortur, glaubt die Wissenschaft.  „Die Zukunft kann man nicht vorhersagen“, sagt Martin Weber, BWL-Professor an der Uni Mannheim. Hochs und Tiefs an den Börsen kann man nicht mit geschicktem Timing treffen. „Das klappt fast nie“, so der Experte für Geldanlage. Denn neben Faktoren wie Konjunktur, Geldpolitik oder Rohstoffpreisen spiele auch der Zufall an den Kapitalmärkten eine Rolle. Wer hätte 2019 gedacht, dass die Weltwirtschaft 2020 wegen einer Pandemie eine Vollbremsung hinlegen würde und die Börsen nach einem heftigen Crash trotzdem bald wieder Rekorde knacken?

Die Börsenzukunft bleibt also im Dunkeln? Nicht ganz. „Crashs und Krisen kommen immer wieder, auf lange Sicht sind sie für Anleger aber irrelevant“, so Andreas Beck von Index Capital. Statistisch gesehen steigen die Aktienmärkte trotz aller Abstürze im Schnitt um sechs bis acht Prozent pro Jahr, was etwa dem Gewinnwachstum der dort versammelten Unternehmen entspricht. Bleibe man zehn bis 15 Jahre investiert, „überlagert der Zinseszinseffekt die Kursschwankungen“, erklärt Beck. Das heißt: Die Wahrscheinlichkeit, mit Aktien Verluste zu machen, sinkt dann gegen null.

Statt zu versuchen, die „richtigen“ Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu identifizieren, sollten sich Anleger lieber auf die sog. Asset Allocation und den Investmenthorizont konzentrieren.

2. Den Anlagehorizont klarmachen: Kann ich Krisen aussitzen?

Beim Investieren kommt es also nicht auf Timing, sondern auf langen Atem an. Wer in Aktien investieren will, muss sich fragen, ob er diesen hat. Wer sein Kapital in ein oder zwei Jahren braucht, hat am Aktienmarkt nichts zu suchen. Werde man von einem Crash erwischt, fehle die Zeit, um den Verlust wieder aufzuholen.

Beim Corona­Crash vor einem Jahr dauerte das nur wenige Monate, bei der Finanzkrise jedoch sechs Jahre. Das klingt lange, doch die meisten Anleger dürften so viel Zeit haben. Am besten ist es, wie beim Immobilienkauf gleich in Jahrzehnten zu denken.  Dann wird aus dem nervösen Auf und Ab an den Aktienmärkten ein stetiges Aufwärts mit kleinen Ausrutschern nach unten.

Für Neueinsteiger heißt das: Nicht zaudern und zögern, sondern lieber sofort und mit langer Perspektive einsteigen. Denn Zeit ist Geld. „Jedes Jahr, das man wartet, verschenkt man im Schnitt sechs bis acht Prozent Gewinn“, rechnet der Finanzmathematiker Beck vor. „Auf Dauer summiert sich das durch den Zinseszinseffekt gewaltig.“

3. Kontrolle behalten: Gesunde von ungesunden Risiken unterscheiden

Statistisch gesehen ist Geldanlage mit Aktien also gar nicht so riskant, wenn man genug Zeit mitbringt. Allerdings gilt das nur, wenn man die „richtigen“ Risiken im Depot hat. „Ungesunde Risiken sind Ausfallrisiken und zu starke Konzentration von Risiken“, erklärt Beck. Sind die Risiken im Depot zu stark auf einen Einzeltitel, eine Branche oder vielleicht sogar auf eine Region konzentriert, kann man mit solchen Wetten schnell viel Geld verlieren.

Als „gesunde Risiken“ bezeichnet Beck hingegen ein Investment, bei dem die Investitionen breit aufgestellt sind. Durch globale Verteilung auf viele Unternehmen, Branchen und Regionen werden mögliche Verluste aus einem Bereich mit Gewinnen anderer Firmen, Branchen oder Regionen aufgewogen. Und geht wirklich mal ein Unternehmen pleite, ist das angesichts der großen Anzahl anderer Unternehmen, denen es gut geht, leicht zu verkraften.

Die Basis eines guten Depots sollten solche breiten Aktieninvestments sein. Allgemein gilt: je länger der Anlagehorizont, desto höher die Aktienquote. Daneben kann man in andere Anlageklassen diversifizieren, etwa Cash, Gold oder ETFs für sichere Anleihen von Industriestaaten und zahlungskräftigen Unternehmen. Solche Produkte werfen kaum Rendite ab, können aber Stabilität ins Depot bringen.

4. Regelmäßig überprüfen: Stimmt die Aufteilung im Depot noch?

Steht ein solches Depot erst einmal, schauen manche Anleger nie wieder hinein. Andere kaufen wahllos einzelne Aktien und Fonds zu. Beides ist falsch. Man sollte regelmäßig checken, ob sich die Gewichte im Depot gravierend verschoben haben. Denn machen Aktien über Jahre Gewinn, kann ihr Anteil statt wie geplant bei 60 oder 70 Prozent plötzlich bei 90 oder 95 Prozent liegen. Oder die Gewichtung einzelner Titel ist wegen hoher Gewinne plötzlich aus dem Ruder gelaufen.

Dann sollte man einen Teil der Gewinne mitnehmen und auf die anderen Depotbausteine verteilen. Umgekehrt ist es gut, in einem Crash die Aktienquote wieder aufzustocken.

Das Depot sollte immer zur Lebenssituation passen. Mit fortschreitendem Alter kann man zum Beispiel die Aktienquote etwas reduzieren, schließlich verkürzt sich auch der Anlagehorizont.

5. Aktionismus vermeiden: Kopfloses Handeln kostet Rendite

Und was, wenn man akute Angst vor einem Crash hat? Nicht in Panik geraten, raten Wissenschaftler.  Wer etwa Aktien über Short-ETFs absichern will, schmälert seine Rendite oft. „Vielen Menschen fällt es schwer, mit Zufall und Wahrscheinlichkeiten umzugehen, deshalb neigen sie zu Aktionismus“, weiß der auf Verhaltensökonomie spezialisierte Forscher Martin Weber. Statistisch sei es aber besser, Risiken auszusitzen, statt kopflos zu handeln.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

Risikohinweis

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