Quo vadis Elektromobilität?

Als die große Koalition 2009 das Ziel von 1 Million Elektroautos auf deutschen Straßen ausgab, waren die Herausforderungen groß: Skepsis gegenüber einer neuen Technologie, keine Ladeinfrastruktur, geringe Reichweite und hohe Kosten.

Die Autoindustrie kündigte an, 17 Milliarden Euro zu investieren, um dieses Ziel erreichen zu können. Mittlerweile haben sich diese Summen vervielfacht.  Die Politik förderte das Vorhaben mit Kaufprämien und anderen Extras wie beispielswiese speziellen Parkplätzen für Elektroautos.

Der Start verlief ziemlich schleppend. 2019 lag der Elektro-Marktanteil bei gerade einmal 3 Prozent. Grund hierfür waren genau die Probleme, auf die die Experten anfangs hingewiesen hatten: zu teuer, zu wenig Ladestationen, zu geringe Reichweite.

Um das Ziel trotzdem zu erreichen, gab die Politik ordentlich Gas. Subventionen für den Kauf von E-Autos wurden massiv erhöht. Und die Vorgaben für CO2-Emissionen der Autobauer wurden so verschärft, dass sie ohne einen spürbaren Anteil von Elektro-Autos im Programm nicht zu schaffen wären.

2021 wurde das Ziel von 1 Million Elektroautos endlich erreicht. Bei Neuzulassungen beträgt der Anteil von Elektro- oder Hybrid-Modellen bereits 20 Prozent, Tendenz stark steigend.

Auch wenn Elektroautos mittlerweile grundsätzlich akzeptiert sind, bleibt ein großes Problem. Es gibt immer noch deutlich zu wenig Ladesäulen, und durch die unterschiedlichen Anbieter ist es ein Wirrwarr, wenn man sein Auto unterwegs laden möchte.

Alleine in Deutschland müssten jede Woche 2.000 neue Ladesäulen in Betrieb genommen werden, um mit den Zulassungen von E-Autos Schritt zu halten. Tatsächlich werden aber nur 1.000 Säulen im Monat in Betrieb genommen.  Dazu kommt, dass Ladesäulen in ländlichen Regionen gerne mal nicht funktionieren. Gestartet als Prestige-Projekt des örtlichen Bürgermeisters, werden die Ladesäulen nach der feierlichen Einweihung oft genug einfach sich selbst überlassen.

Wenn das nächste politische Ziel Gestalt annehmen soll, bis 2030 6 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zuzulassen, muss das Ausbau-Tempo dramatisch beschleunigt werden. Gleichzeitig müssen die Kinderkrankheiten beseitigt werden: einheitliche Bedienbarkeit, einheitliche Stecker, einfache Bezahlvorgänge.

Gleichzeitig lauert die nächste Herausforderung schon hinter der Ecke. Woher soll der Strom für die ganzen Elektroautos kommen? Und wie kommt er zu den Ladesäulen?

Das Wirtschaftsministerium schätzt, dass der ohnehin schon steigende Strombedarf durch die E-Mobilität noch stärker als bislang geplant zunehmen dürfte. Gleichzeitig gehen die Kohle- und Atomkraftwerke nach und nach vom Netz. Um den Strombedarf langfristig decken zu können, muss das Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien drastisch verschärft werden.

Parallel dazu muss auch die Kapazität des Stromnetzes stark erweitert werden, da die Energie aus Wind, Wasser und Solarenergie zukünftig nicht mehr dort produziert wird, wo sie auch verbraucht wird. Das heutige Stromnetz ist für die Verteilung dieser Strommengen über größere Distanzen überhaupt nicht ausgelegt.

Bis wir im Sommer problemlos mit dem Elektroauto einen Roadtrip durch Europa planen können, wird es also noch ein wenig dauern. So lange wird es noch bei einer Fahrt mit viel Nervennahrung, flexibler Hotelbuchung und ausgeschalteter Klimaanlage bleiben.

Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam

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