Bewegung an allen Ecken und Enden
Weltpolitisch ist sehr viel los – nicht nur an den Märkten. Die Börse startete mit viel Optimismus in das neue Jahr. Die Konjunktur entwickelte sich robust, die Inflation blieb auf moderaten Niveaus und ermöglichten weitere Zinssenkungen. Insbesondere in Europa flammte nach der deutschen Bundestagswahl sogar wieder etwas Optimismus auf, und auf einmal schien sogar ein Ende des Ukraine-Kriegs im Bereich des Möglichen.
Aber im Februar schaltete US-Präsident Trump dann aber voll auf Angriffs-Modus, um seine neue politische Agenda umzusetzen – mit Auswirkungen für die ganze Welt. Fast täglich gibt es neue Ideen: Massenentlassungen im öffentlichen Dienst, Abschiebungen von Migranten, die Androhung von Strafzöllen unter teilweise haarsträubenden Begründungen – und die Streichung eben dieser Zölle wenige Tage später.
Die völlige Unberechenbarkeit scheint zum System von Donald Trump zu gehören – und die Börse mag keine Unsicherheit. Daher beendeten die Märkte das erste Quartal auch mit Verlusten.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Welt fragt sich, wie verlässlich die USA überhaupt noch als Partner sowohl für Handelsbeziehungen als auch politisch sind. Viele Konsumenten in Europa und Asien überlegen, amerikanische Produkte zukünftig zu boykottieren.
Am deutlichsten wird dies bei den Zulassungszahlen von Tesla – die Verkaufszahlen brechen dramatisch ein, in Europa fallen die Zulassungszahlen je nach Land zwischen 40 und 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Aber auch in den USA steigt die Skepsis. Die Stimmung bei den Unternehmen und das Verbraucher-Vertrauen sind auf Mehrjahres-Tiefstände gesunken. Bereits jetzt werden Investitionen zurückgehalten, weil den Unternehmen Planungssicherheit fehlt. Die Konsumenten sparen, weil sie nicht abschätzen können, wie hoch die zukünftigen Zölle die Preise steigen lassen. Und auch die bereits entlassenen Staatsdiener werden weniger konsumieren. Trump hat die Unsicherheit in seinem eigenen Land bereits jetzt auf ein höheres Level als in seiner ersten Amtszeit getrieben.
Liberation Day
Am 2. April 2025 hat Donald Trump am selbst ernannten „Befreiungstag“ die lange angekündigten Strafzölle für den Rest der Welt verkündet. Jedes Land der Welt muss mindestens 10 Prozent Zoll zahlen, Regionen mit angeblichen Handelshemmnissen müssen höhere Strafzölle zahlen. Europa wird pauschal mit 20 Prozent Zoll belegt, chinesische Produkte werden über 50 Prozent besteuert.
In seiner Logik sorgen diese Zölle für gigantischen Reichtum Amerikas, da nicht die Amerikaner selbst die Zölle zahlen, sondern der Rest der Welt. Das es nicht funktionieren kann, dass ein chinesischer Exporteuer mit einer Marge von wenigen Prozentpunkten auf einmal 50 Prozent Zoll übernehmen soll, ist aber klar. Viele Länder haben in einer ersten Reaktion bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Die EU wird beispielsweise bereits in den nächsten Tagen Pläne für eigene Zölle vorstellen, darüber hinaus soll es ein Sofortprogramm zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft geben, um die Auswirkungen der Zölle zu minimieren.
Diese Zölle werden ihre Spuren hinterlassen. Die globale Wirtschaft wird sich neu ausrichten müssen. Donald Trump mag aktuell dem Rest der Welt seine Bedingungen diktieren, aber dies wird kein Dauerzustand sein. Die EU hat bereits in seiner ersten Amtszeit erfolgreich mit Gegenmaßnahmen erfolgreich reagiert – Trump hat damals seine Zölle wieder zurückgenommen.
Handeln die Handelspartner der USA entschlossen, wird dem US-Präsidenten keine Wahl bleiben, die Maßnahmen zumindest teilweise wieder zurückzunehmen, um größeren Schaden für sein Land abzuwenden. Sobald die Amerikaner sehen, was die Zölle tatsächlich anrichten, wird der Druck auf Trump extrem zunehmen.
Donald Trump hat mehrfach betont, dass die Zölle Verhandlungsgrundlage für einen „Deal“ seien. Wann immer ihm ein entsprechendes Angebot gemacht wird, dürfte es Lockerungen geben. Im Kern geht es ihm darum, das Handelsdefizit der USA zu reduzieren. Dies kann entweder dadurch geschehen, dass die Amerikaner weniger ausländische Produkte kaufen (da diese durch hohe Zölle zu teuer werden) – oder dadurch, dass die Welt mehr amerikanische Güter kauft. So könnte Europa beispielsweise amerikanisches Öl oder Flüssiggas kaufen, was ohnehin benötigt wird.
Das zweite Halbjahr
Irgendwann wird sich die Aufregung um die Zölle etwas gelegt haben und die Märkte werden die Augen wieder auf positivere Dinge richten. Die USA bringen in den nächsten Wochen ein großes Steuersenkungsprogramm auf den Weg. Dies dürfte sowohl den Konsumenten als auch den Unternehmen wieder einen Teil der Unsicherheit nehmen.
Eskaliert der Zollstreit weiter, wird die die Stimmung in den USA weiter kippen. Schwächelt dann auch noch die US-Wirtschaft, wird der öffentliche Druck auf Trump so groß werden, dass er seine Politik verändern muss.
Der Pessimismus ist übrigens ein gutes Zeichen für die Börse. In den letzten 35 Jahren stiegen die Kurse jedes Mal signifikant, wenn die Umfragen besonders schlechte Stimmung zeigten.
In Europa verbessert sich die Stimmungslage ebenfalls. Der politische und wirtschaftliche Impuls, der durch die Investitionspakete der zukünftigen deutschen Regierung gesetzt wurde, sollte nicht unterschätzt werden. Investitionen in Höhe von fast 1 Billion Euro im kommenden Jahrzehnt für Waffen und Infrastruktur wird die Konjunktur beleben, Unternehmen und Zulieferer werden langfristig davon profitieren.
Nicht nur, dass die deutsche Wirtschaft immer noch das größte Zugpferd in der EU ist, auch der Fingerzeig für die anderen Regierungen Europas dürfte einen positiven Effekt haben. Selbstverständlich kommt es wie immer auch darauf an, wie sinnvoll die zur Verfügung gestellten Mittel eingesetzt werden, aber die Möglichkeit war in den letzten Jahren noch nie so real wie jetzt, wieder einen positiven Wachstumsimpuls in Deutschland und Europa zu setzen.
Trump ohne Ende?
Momentan scheint es, dass ein Mann die Geschicke der ganzen Welt diktiert. Dies wird aber nicht dauerhaft der Fall sein. Historisch gesehen war es unerheblich, wer in den USA an der Macht war – die Börse stieg (fast) immer:
Die Welt bleibt in Bewegung, viele Dinge werden sich in den kommenden Monaten und Jahren ändern. Aber langfristig bleiben die Aussichten positiv – auch wenn die Dinge in manchen Momenten riskant und unübersehbar scheinen.
Ihr
DGK & Co. Vermögensverwaltungsteam
Risikohinweis
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